InfraMaps – Kartierungen und Ontologien anthropotechnischer Räume [text]

> projekt-entwurf | 2005

(i): traditionelle Stabkarte/Marshall-Island
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Das Projekt

versteht Karten als einen medialen wie evolvierenden Archetyp menschlicher Orientierungsleistung. Vor dem Hintergrund des „second media age“ und der durch Neue Technologien veränderten Raumordnungen sollen gegenwärtige Figuren dynamischer und multimodaler Kartierungen untersucht werden. Eine theoretisch problematisierende Diagnose dieses neuen Dispositives dynamischer Kartierung geschieht im allg. Rahmen einer Konstellierung von Orientierung: Diese wird aufgefasst als Spannungsfeld von positionalen Akteuren, kognitiv-symbolischen Universen und techno-sozialen Artefakträumen. Arbeitsaufgabe des Projektes ist es Formen und Beschreibungen der neuen Kartierungen/Mappings zu untersuchen, soweit diese als Träger der Repräsentation von, Interaktion mit und Positionierung zu sozio-technischen Räumen fungieren. Diese neuen „Karten“, bezeichnet mit dem Suchbegriff InfraMaps , sind wesentlich gekennzeichnet durch ihre dynamischen, hybriden/multimedialen
und interaktiven/responsiven Qualitäten – und stehen symptomatisch für eine grundlegende epistemische
Neuordnung der „postindustriellen“ Gesellschaft.

Diese neuen „Karten“ (mappings) lassen sich zweifach orten: als zentrale Elemente aktueller Theoriebildungsprozesse und als „empirisch“ vorfindliche Orientierungsartefakte/Kulturtechniken in den Praxis- und Diskursfeldern diverser Mapping Communities.

(i): »Governing by Networks« | Bureau d´etudes
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Das Projekt arbeitet daher auf zwei komplementären Untersuchungs-Ebenen:

1) Theorieebene:

inventarisiert werden aktuelle Theorien in denen

a) neue Formen dynamischer Karten zentrale Theorie- und Argumentationstellen einnehmen;

b) diese als soziale und kulturelle Interface und Medien der (Selbst-)Verortung von Akteuren in komplexen (technischen) Raumordnungen verstanden werden (Serres, Haraway, Levy, Jameson,…).

2) ‘Feldforschung’:

Die theoretischen Ansätze werden kritisch-ergänzend abgeglichen mit realen kartografischen Assemblagen, wie
sie von diversen reflexiven und komplexen Akteuren gebraucht bzw. entwickelt werden ( – institutionelle.
politische, künstlerische Akteure, als auch sog. zivilgesellschaftliche „Gestaltungsöffentlichkeiten“1).

Komplementäre und produktive »Verschleifungen« des Projektthemas sind
1) die Doppelung von Neuen Technologien als Mittel und Gegenstand dieser Mappings;
2) die Verbindung der Fragen nach raumgenerierenden Techniken mit der Frage nach aktiv repräsentierenden Verortungen dieser Technologien.

Methodik

Weiter wesentlich ist dabei die Entwicklung von drei begrifflich-methodische Achsen:

1) eine Erweiterung des Begriffs des Operativen zum Konzept des Explorativen
2) die Erweiterung des Paradigmas der Situiertheit zu einem der Positionierung ( – als aktive und kreative Dimensionen von Orientierung)
3) eine Erweiterung von Fragen kognitiver Repräsentation und ästhetischer Darstellung in die Dimension der
Strategien.

Die thematische Fokussierung

der Kartierung von Infrastrukturen und der neuen Karten als meta-kognitiven Strukturbildern dieser Infrastrukturen soll sowohl ein spezifiziertes Suchfeld für das Projekt angeben, wie auch ein theoretisch modifiziertes Verständnis von (topografischer) Technologie ins Spiel bringen. Angezielt wird mit der Zentralstellung der neuen „Karten“ und dem vorgeschlagenen Begriff der InfraMaps der irreduzibe Konnex von Technikräumen und ihren Repräsentationen sowie die übergeordnete Frage nach einer – im Rahmen neuer athropotechnischer Räume – nicht hintergehbaren Verschränkung Akteur-Karte-Infrastruktur. Allgemeiner Horizont ist die Frage nach einer kartografischen Gesellschaftlichkeit und ihren sozio-kulturellen Ontologien im Zeitalter vernetzter Technologieräume.



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