Die Neue Sprache der Bilder [talk]

:: talk/vortrag | @ Museum für Kommunikation Berlin | 10040


Die neue Sprache der Bilder – Verschlagwortung und  Reproduktion von Bildbedeutungen in der digitalen Kultur
[ursprgl.: »Uncontrolled Vocabularies«?: Multi-User Communities, Metadaten und Medien-Meme]

Was bedeutet dieses Bild? Je Nachdem…
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(i): The 1945 TRINITY nuclear explosion.
US Govt. Defense Threat Reduction Agency
(public domain)


kontext

– vortrag im rahmen der ausstellung:

Vom Punkt zum Bild. Die Vervielfältigung der Bilder
(29. Januar bis 11. April 2010)

synopsis

Die Bildreproduktion ist im Zeitalter des Computers und digitalisierter Informationen nur »einen Mausklick« entfernt. Bilder zu re-produzieren  – also zu kopieren und zu verteilen – ist heute ein alltäglicher Vorgang, der u.a. auf Flickr tagtäglich millionenfach stattfindet. Die Produkte des digitalen Kopiervorgangs sind zumeist – und soweit gewollt – identisch mit ihren Vorlagen – den ‘Originalen’. Wir leben Mitten im »Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit« von Kunstwerken und anderen Originalvorlagen (Walter Benjamin), fast jedes Bild ist mittlerweile eine ‘Originalkopie’. Mit anderen Worten: Die technisch-mediale Reproduktion der Bilder selber ist heute der Möglichkeit nach so unproblematisch wie nie zuvor, sie ist technisch »demokratisiert«.

Gerade vor diesem Hintergrund stellen sich neue Fragen im Rahmen einer globalen Bildkultur und der massenhaften und allgegenwärtigen Bild-Reproduktion – sei es im Rahmen digitaler Datenbanken, digitaler Archive oder der Bildverwaltungs-Software eines PC-Besitzers, oder sei es in den neuen Kanälen globaler Verteilung von Email, FRITZ oder Online-Foto-Sharing. Eine dieser Fragen betrifft die »semantische Reproduktion« der Bilder, die Reproduktion ihrer anhängigen Bedeutung. Denn die ‘Offensichtlichkeit’ und ‘Selbstverständlichkeit’ der reproduzierten Bilder hängt immer auch an ihren sprachlichen Zusatzinformationen. Neben dem Bild selbst müssen auch zugehörige Bild-Informationen, -Beschreibungen und -Bedeutungen organisiert und kopiert werden. Die Semantik (Bedeutung) eines Bildes verändert sich – teilweise dramatisch –, mit variierenden Bildunterschriften, Zuordnungen oder in Abhängigkeit von kontextuellen Schlagworten. Mit Bild-Metadaten oder dem »Tagging« – der offenen, unkontrollierten Verschlagwortung – ist Bildbeschreibung und die Politik der Bildinformation selbst zu einem Teil des »digitalen Bildes« geworden. »Bildindex« und »Bildkarten«, die früher ein Register in Mediatheken und Phototheken darstellten und Zusatzinformationen über Bilder beinhalteten, zirkulieren heute zum Teil mit und in den Bildern selbst.

In den Bilddateien selbst existieren dabei verschiedene Standards, um die sog. »Metadaten« als Teil des Bilddokuments zu organisieren. Jeder Benutzer von Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen ist heute konfrontiert mit »IPTC«, »Dublin Core«, »XMP«, »EXIF« und »GPS«. Diese und andere Raster für die sprachliche Beschreibung der Bilder machen verschiedene Setzungen; und sie werden unterschiedlich genutzt, wenn es um die Verbreitung des Bildes geht. Vor allem sind verschiedene Akteure an der Erstellung dieser Beschreibungen beteiligt; die Beschreibung ist im Zeitalter des Digitalen und des Internets ein kollektivierter und verteilter Prozess. Eine “authoritative” Beschreibung verflüchtigt sich bzw. sie variiert sich mit den verschiedenen Bild-Kontexten – insbesondere dann, wenn Bilder im Netz zirkulieren.

In neuer Weise entrollt sich die ewige Spannungsgeschichte vom »Sichtbaren« und dem »Gesagten« rund um das digitale Bild und die Frage nach Text-Bildverhältnissen wird in neuer Weise eingeschrieben in die (digitalen) Reproduktionstechniken des Bildes. Die Bedeutungen von Verschlagwortungssystemen und Metadaten soll anhand einiger einschlägiger Beispiele illustriert und vorgestellt werden. Dabei sollen auch die erwähnten »Raster der Bedeutung« – also verschiedene Metadaten- und Schlagwortsystematiken – einführend vorgestellt werden.

vorhergehende vorträge aus der IAG ‘Bildkulturen’ in diesem kontext:

16.3.2010

Der Plural der Bilder. Techniken der Bildreproduktion von den Anfängen bis heute, Dr. Ingeborg Reichle, IAG Bildkulturen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Das „richtige“ und „gute“ Bild. Die Anfänge der Presseillustration im 19. Jahrhundert, Dr. des. Martina Baleva, IAG Bildkulturen, Berlin-Branden- burgische Akademie der Wissenschaften



–––flyer zu ‘Vom Punkt zum Bild’ als PDF >