KonferenzWissen [event]

:: Panel @ GfM 2013 “Medien der Wissenschaften” : moderation + co-konzeption mit Götz Bachmann und Martina Leeker : 1310

(i): Adam Fagen | Posters in Pauley 10 | cc by-nc-sa
>


Thema

Wissenschaftliche Disziplinen, Fachgesellschaften und Diskurse konstituieren sich wesentlich über Konferenzen, d. h. über temporäre, oftmals thematisch kuratierte Versammlungen von akkreditierten Forschern. Die eigenartige Medialität dieser Versammlungen – wahlweise auch »Konferenz«, »Tagung« oder »Symposium« genannt –, konstituiert sich traditionell aus standardisierten Präsentations- und Kommunikationsformaten, die eine klare Hierarchie unter Vortragenden (von der Keynote zum Nachwuchspanel) sowie zwischen Zuhörenden und Vortragenden installieren. Nicht nur die Präsentationmittel (wir kennen die Stereotypen: Dias – Kunsthistoriker; Powerpoints – BWL, Video – Filmwissenschaftler) sondern auch die Verteiler, Einladungen und Call for Papers, die Maßgaben der Spielorte und die Inszenierungen des Raums oder die Choreografie und Dramaturgie des Kongressablaufes zeigen, dass die ‘mediale Assemblage’ der Konferenz aus ‘Social Media’ avant la lettre besteht. Wesentliche Bestandteile sind zudem informeller Art, etwa Pausen, gemeinsames Essen und Gespräche. Im Panel wird dem Format der Konferenz als gleichzeitiger Prozessierung von Wissen und symbolischem Kapital nachgegangen. Gefragt wird, welche Rolle Konferenzen bei der Produktion, Konstitution und Vermittlung von Wissen und »Normal-Wissenschaft« spielen, welche alternativen Arten von Wissen sie ausschließen und welche andere Ordnungen mit welchen Auswirkungen unter aktuellen Bedingungen denkbar werden. In den Blick genommen werden daher auch neue andersgeartete Versammlungen und Kuratierungen von Wissen wie Barcamps, Open Space und Unconferences: Indizes einer veränderten Verfassung des Versammlungs-Epistemes unter dem Einfluss vernetzter Medien und der Netzwerk-Kultur. Diese Fragen werden insbesondere relevant für eine Medienwissenschaft, die ihre eigenen medialen Bedingungen reflektiert.




_ Vortragende/Panel-TeilnehmerInnen:

1 : Anna Echterhölter : Stammbücher als Medien der methodischen Orientierung

Skizzen, Widmungen, Autogramme – die Einträge in akademischen Stammbüchen, die Forscher auf Bildungsreisen und anlässlich früher Konferenzen von Kollegen vornehmen ließen, verweisen auf eine höchst eigenartige Zwischenstellung zwischen privatem Brief und der Deklaration methodisch-wissenschaftlicher Zugehörigkeiten. Sie müssen als Niederschlag einer selten dokumentierten Ebene der Wissenschaft aufgefasst werden, für die sie historisch zugleich als Katalysatoren zu sehen sind. Die rhetorische Figur der Adresse dient als Leitfaden zur Differenzierung zwischen der amikalen, methodischen und geographischen Verortungen. Von lange vergleichbar wenig analysierten akademischen Epitexten wie Tage- und Notizbüchern unterscheiden sich die Stammbücher vor allem durch das außergewöhnliche Faktum kollektiver Autorschaft sowie durch das explizit machen sozialer Bindungen – beides Aspekte, bei denen sich eine Strukturanalogie zur heutigen akademischen Netzwerksoftware ansetzten lässt.

“Bio note”

2 : Wolfgang Hagen : Ethos, Pathos, Logos - Über Digitales Präsentieren

Der Vortrag schliesst an Ãœberlegungen Jörg Pflügers zu Powerpoint an (”Prolegomena zu einer Rhetorik der Präsentation” 2009). Pflüger hatte die Vermutung geäussert, angesichts des myriadenhaften Elends schauderhaft schlechter, hingerotzter Powerpoint-Slides sei es an der Zeit, sich auf eine Rhetorik neuer digitaler Darstellungstechniken zu besinnen. Was aber kann hier die Rhetorik (die um bildliche Illustration eher gerne einen Bogen machte) ausrichten? Welche Leitbegriffe wären massgeblich? Kann man das Digitale rhetorisch schärfen?

“Bio note”

3 : Sibylle Peters : Das Wissen der Versammlung. Vorschlag zur Einrichtung eines experimentellen Lecture Theatres

„Denn nicht wir wissen, es ist allererst ein gewisser Zustand unserer, welcher weiß“, schrieb Heinrich von Kleist im Zusammenhang mit der allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden. Nicht wir wissen, sondern die Versammlungen, die Assemblies und Assemblagen, an denen wir beteiligt sind, wissen, so könnte man heute formulieren. Vortragsszenarien sind solche Assemblies. Hier wird keineswegs gegebenes Wissen vermittelt, hier wird Wissen als solches erst eingerichtet und performt. Dieses Geschehen lässt sich analysieren – Kategorien der Performance- und Medienanalyse sind hier vielfältig in Anschlag zu bringen. Aber können wir die Analyse auch mit Experimenten oder Interventionen verbinden?

Für die Einrichtung experimenteller Lecture Theatres an den Universitäten!

“Bio note”

4 : Kristoffer Gansing : Do’s and Don’ts and How to Break Them: Conferences and the Mediated Performance of Knowledge [leider ausgefallen]

The endless lists of do’s and don’ts relating to the art of presentation at a conference, business-meeting or in the classroom are not phenomena particular to our current situation of “PowerPoint culture”. Before the combination of computers and video projectors enabled this presentation software and its derivatives to conquer the world, variations of these kinds of rhetorical tropes circulated in reference to slide projectors, episcopes and magic lanterns, just to name a few of the most well-known optical instruction devices. Do’s and Don’ts of old and new media forms also relate to the material and discursive power of media and may thus also serve as reference points for subversive interventions. The instructions of how to increase your presentation efficiency are not only related to PowerPoint (or before it, the overhead projector) but also seem to be direct descendants of the economical information management inherent to cybernetics. As the science of the most effective transmission of communication, the instructions tell of the trade-off between entropy (disorder and unpredictability of information) and compression: do not cram your slides with too much information but at the same time do not assume that the compressed message contains the whole picture, hence the imperative not to “mismatch slide and verbal message”. This presentation will suggest a tentative genealogy of creative mismatches, tracing counter-uses of standardised conference media and forms.

“Bibliography

“Bio note”